Chilenischer Windbeutel

Bevor es also weiter Richtung Süden geht, mache ich noch einen kurzen Stopp am Supermarkt. Ich bin nicht die Einzige, die sich mit den frühen Sonnenstrahlen aufwärmt.

Jetzt bin ich endlich auf der Ruta 7, die Carretera Austral. Hier fühle ich mich schon fast zu Hause. Also eher wie mein zweites Zuhause, Norwegen. Klima und Landschaft sind mir auf jeden Fall sehr sympathisch. Es ist auch hier sehr dünn besiedelt. Das nächste kleine Örtchen an dem ich vorbei komme ist Villa Santa Lucia. Viel gibt es hier nicht zu sehen. Die meisten Häuser bestehen, wie auch in Norwegen, aus Holz. Erstaunlich, dass sie dem Wind hier so stand halten.

Leicht angezuckerte Berge

Die Straße weiter nach La Junta ist gut ausgebaut und so komme ich fix weiter. Nur damit ich an der Kontrollstation jäh ausgebremst werde. So, jetzt hab ich ein Problem. Das Testergebnis ist noch nicht da. Vor mir warten noch ein paar andere, dass sie durch gelassen werden. Dann spricht mich eine Frau an, die mich in Chaiten im Hospital gesehen hat und fragt mich, ob ich mein Ergebnis schon habe. Sie wartet auch auf ihres. Sie hat schon in dem Krankenhaus angerufen. Aber das dauert wohl noch etwas. Dank Whatsapp tauschen wir die Nummern aus und ich schicke ihr meine Daten, damit sie sie dem Krankenhaus schicken kann. Und kurze Zeit darauf bekam ich doch tatsächlich eine Email mit dem Testergebnis. Ohne die Hilfe der Frau, würde ich wohl immer noch dort rum gammeln. Also fix an die Kontrolle. Etwas mumlig wird da einem schon, wenn man die Soldaten mit ihren Waffen dort stehen sieht. Während ich warte, dass ich dran komme, frage ich mich, was die machen würden, wenn man tatsächlich einfach weiter fahren würde. Schiessen die einen tatsächlich über den Haufen? Alles im Namen der Gesundheit und dem Schutz der Menschheit? Da können wir ja froh sein, dass es die letzten Jahre nicht schon wegen der Grippe solche Maßnahmen gab. Aber da brauchen wir uns ja keine Sorgen mehr machen. Die gibt es ja jetzt nicht mehr.

Hier komme ich tatsächlich nicht weiter mit „no hablo espanol“

Bisher waren die Soldaten an den Kontrollen immer sehr freundlich und waren auch immer sehr bemüht eine Lösung zu finden, wenn etwas nicht so ganz gekplappt hat. Da kann ich also nicht meckern. Trotzdem bin ich jedes mal sehr froh, wenn ich einfach wieder weiter fahren kann.

La Junta ist direkt nach dieser Kontrolle und dieses kleine Dorf ist auch sehr hübsch. Vor allem sieht das hier schon sehr gepfelgt aus. Den winzigen Campingplatz habe ich heute wieder ganz für mich alleine.

Was man so alles findet auf den Campingplätzen. Und ja, ich überneme den Titel kommentarlos 🙂

Die zwei Motorradfahrer, die ich in Osorne kennengelernt habe, haben ein paar Tage Vorsprung und sie haben mir netterweise geschrieben, wo sie sind und wie der Zustand der Straße ist. Nach La Junta wird die Straße wohl ziemlich übel und am Parque Queluat soll ich Obacht geben. Na, da bin ich mal gespannt. Aber die ersten Kilometer sind entspannt auf Asphalt. Allerdings kann sich der Straßenzustand innerhalb von 2 Tagen verändern. In gut oder schlecht. So zum Beispiel komme ich jetzt in eine sehr lange Baustelle. Hier wird wohl alles vorbereitet zum Asphaltieren. Schön und gut. Allerdings ist der Schotter, den sie hier verteilen sehr tief und ich schlinger mich mit Müh und Not hier durch. Die Schlange von Autos, die sich hinter mir bildet erträgt mein Rumgeiere ohne nervendes Hupen. Aber bei der nächsten Gelgenheit halte ich an der Seite an und lasse alle an mir vorbei fahren. Zum Glück hat auch diese Baustelle bald ein Ende und so kann ich wieder etwas mehr die Landschaft geniessen.

Bald darauf komme ich auch zu den Serpentinen am Queulat vor denen mich die zwei Motorradfahrer gewarnt haben. Also die Baustelle mit dem tiefen Schotter fand ich etwas mühseliger.
Für Ungeübte ist das aber schon eine Herausforderung, vor allem wenn ich mir vorstelle, wenn einem so ein Ungetüm von LKW in den Kehren entgegenkommt. Die Straße besteht aus ewtas Schotter und festgefahrenem Lehm. Hin und wieder sind ein paar ausgewaschene Stellen zu meistern. Zum Glück sind die Kehren etwas breiter und ich habe Glück und mir kam nur ein PKW in so einer entgegen und kein LKW. Die Landschaft ist hier wieder wunderschön aber da ich ja höchstwahrscheinlich wieder den gleichen Weg zurück fahren werde, mache ich dann auf dem Rückweg einen Fotostop.

Viele Straßen gen Süden gibt es ja nicht. Um genau zu sein, meistens nur eine. Aber kurz vor Coyhaiuqe kann man die Ruta 7 weiter fahren oder Richtung Puerto Aisen. Ich entscheide mich dafür, dass ich auf dem Rückweg die Ruta 7 nehme.
Und auch hier wieder erschliesst sich mir die Logik nicht, was die mit der Quarantäne am Wochende bewirken wollen. In Puerto Aisen ist am Wochenende Quarantäne wobei in Coyhaique keine ist. Man darf einmal mit einer Erlaubnis nach Aisen rein. Aber das Theater erspar ich mir und suche mir etwas ausserhalb einen Schlafplatz. Und wer hätte das gedacht, auch hier bin ich wieder für mich ganz alleine. Also meistens bin ich darüber froh aber ab und zu wäre es doch nett, wenn man noch andere Reisende treffen würde.
Aber dafür habe ich Zeit und Ruhe um mich auf die Suche nach Fotomotiven zu machen. Ein Gatter versperrt mir nach ein paar Metern schon den Weg aber laut des Bestitzers des Campinplatzes ist es erlaubt am Fluss entlang zu laufen auch wenn es Privateigentum ist. So kletter ich also über das Gatter und werde auch schon gleich von zig neugierigen Kuhaugen unter die Lupe genommen.
Am Flussufer stillen ein paar Kühe ihren Durst und lassen sich von mir nicht beeindrucken. Und so geniesse ich für eine Weile diese Idylle.

Immer noch beäugen mich einige Kühe aus einer noch angenehmen Entfernung und so lasse ich mal meine Drohne fliegen.

Ich behalte die Kühe auch immer noch im Auge. Der eine oder andere möge behaupten, dass Kühe ja friedlich sind. Nun ja, sind sie ja auch. Eigentlich. Aber ich hatte schon mal ein Horn in die Rippen bekommen und diese Kuh hat nur ihren Kopf leicht in meine Richtung gedreht. Das hat mir schon gereicht. Von einer wütenden Kuh möchte ich nicht überrannt werden. Aber für noch ein paar Fotos reicht mir der Abstand noch.

Rio Simson

Nicht nur für Angler ein feiner Platz. Hier kann man so richtig die Ruhe und die Sonne genießen. Ja, wenn da nicht der Bulle wäre, der sich zwischen den Kühen zu erkennen gibt. Also jetzt wirds mir wirklich mulmig. Blöderweise stehen die Wiederkäuer quasi um mich herum. Schwimmen wäre jetzt der einzige Weg zurück. Allerdings hat da meine Fotoausrüstung was dagegen. Nun gut, dann warte ich eben, bis die Rindviecher das Interesse verlieren. Glaubt mal nicht, dass ich nicht auch stur sein kann. Aber sie verzogen sich relativ schnell und ich konnte erleichtert den Rückzug antreten. Ja, ja der eine oder andere mag da jetzt lachen und normalerweise habe ich mit Kühen auch kein Problem aber ich habe keine Ahnung wie die Kühe hier so drauf sind. Abenteuerlustig sein ist das eine, bescheuert sein das andere.

Morgen fahr ich weiter die Carretera Austral Richtung Süden und der Wind wird spürbar stärker…..

5 Antworten

  1. Inge sagt:

    Hallo Flora, schön von dir zu hören. Ich schaue schon automatisch jeden Tag nach,
    ob es etwas Neues von dir gibt. Die Bilder sind wirklich wieder toll, besonders die
    von deiner Drohne. Schön, dass du endlich dein Test-Ergebnis hast. Dann kann`s ja
    weiter gehen. Un buen viaje

    • Flora sagt:

      Hallo Inge,
      das ist lieb von Dir. Da bekomme ich fast ein schlechtes Gewisssen, dass ich nicht so fix bin mit dem Hochladen der Berichte.
      Gestern hatte ich die Drohne mit der follow me funktion fliegen lassen, dann ging mein Handy (über das ich die Drohne steuer) wegen Überhitzung seinen Dienst quittiert aber ich hatte ja wenigstens ein paar Meter gefilmt. Pustekuchen, ich Depp hab nicht auf den Recordbutton gedrückt… Manchmal bin ich echt dämlich.
      Der nächte Test steht wahrscheinlich bald bevor. Ich werde wohl in die USA fliegen. Ich kann hier nicht noch ewig warten, bis die sich mal entscheiden, die Grenzen aufzumachen oder doch nicht oder was weiss ich…..
      Schöne Grüss auch an Tobi 🙂

  2. stanislav bojan zupet sagt:

    A very nice countryside, like it….

  3. Inge sagt:

    Ist schon eine blöde Situation wegen des Virus`. Das bringt deine Reisepläne ganz schön durcheinander, gell.
    Aber du bist ja flexibel und wirst das schon meistern. Viel Glück!

  4. der Holm sagt:

    VIelen, vielen Dank für die neue Story. Ich warte auch immer gespannt… hier bin ich wegen etwas viel Arbeit erst später zum Lesen gekommen. Aber das macht ja nüchtzzz. Hat mich umso mehr vom Alltag abgelenkt. Ich würde mich freuen, einige der Bilder „in groß“ anzugucken zu können. Ob sich das einrichten lässt?

    Gute Fahrt!

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