Wiedersehen mit Matty und Jorge

Leider habe ich niemanden gefunden, der sich um Fisch kümmert. Allerdings habe ich dadurch den Norbert kennengelernt. Er ist weiter im Norden von Chile und kümmert sich sehr viel um Straßenhunde. Wenn ich weiter in den Norden fahre, dann werde ich ihn auf jeden Fall besuchen.

Aber jetzt heisst es erst einmal Abschied von Fisch zu nehmen. Allerdings scheint ihr der Abschied nicht so schwer zu fallen. Heute morgen in aller Früh haben sich zwei Angler zu uns auf den Platz gesellt. Allerdings angelten sie nicht nur, sie hatten auch einen Hasen erlegt. Den hatten sie natürlich auch auf dem Platz ausgenommen. Fisch hat sich dann in den Resten gesuhlt. Der Hund sah danach nicht nur lecker aus… das hat gestunken… jessas. Aber einen sehr zufriedenen Eindruck hat sie zumindest gemacht.

Die eine oder andere Träne habe ich dann doch noch verdrückt. Mach es gut Fisch……

Jetzt geht es erst einmal in Richtung Santiago. Ich habe von Matty, den ich in Pucon bei der Sonnenfinsternis kennegelernt habe, eine Einladung bekommen. Ich hätte nicht gedacht, dass ich ihn so schnell wieder sehen werde, da er und Jorge in Pucon plötzlich weg waren. Umso mehr habe ich mich über seine Nachricht gefreut.
Auf dem Weg bleibt es natürlich nicht aus, dass ich wieder tierische Bekanntschaften mache. Egal wo ich stehen bleibe, werde ich freundlich begrüßt. Dieses mal von Ziegen.

Das in der Mitte ist die Ziege…..
Sie hat sich wohl gewundert, warum das Schaf so platt ist.

In diesem Moment höre ich in der Ferne ein Unwetter anrollen. Bin noch am überlegen, ob ich meine Regenklamotten anziehen soll. Entscheide mich dagegen, das es mir einfach zu warm dafür ist. Blöde Entscheidung, wie sich dann noch herausstellt. Aber noch ist das Unwetter in sicherer Entfernung….

Aber natürlich ändert sich die Sachlage. Als ich immer näher zu den Laja Fällen komme, wird es immer dunkler und alle Campingplätze sind geschlossen, da die letzten Tage schon ordentlich Wasser runter gekommen ist und dort herrscht Land unter. Direkt an den Fällen sehe ich ein Schild mit der Aufschrift Hotel. Allerdings geht es erst mal über eine kleine Brücke und einen Berg rauf. Die Brücke war schon unter Wasser und sehr rutschig. Die Auffahrt war auch nicht mehr die Beste und ich hatte zu tun im strömenden Regen die Spur zu halten. Am Hotel angekommen war ich einfach nur froh, dass sie noch ein Zimmer hatten. Der Preis ist zwar astronomisch aber ich bin klatschnass und der Regen wurde irgendwie immer mehr.
Als mich im Badezimmer dann noch die Badewanne angelächelt hat, war ich komplett im wellness Modus. Und die Aussicht ist auch prima. Keine 50 Meter und ich stehe oberhalb des Wasserfalls.

Zum Glück regnet es am nächsten Tag nicht mehr und ich kann ein paar Fotos machen. Allerdings war die Wiese auf dem Weg zum Wasserfall fast schon zu einem Sumpf mutiert. Da ist meine Wahl für die Fußbedeckung eher suboptimal und flutsch, stecke ich im Matsch fest. Ein Vorteil hat ein Crox ja, mein Fuß war schnell wieder draußen, allerdings steckt der Schuh noch im Schmodder. Wenn man so etwas immer vorher wüsste, dann hätte ich meine gopro aufgestellt. Ich denke, an diesem Morgen war ich eine willkommene Slapstickeinlage für die anderen Gäste….. Stan and Ollie in einer Person…

Der Zimmerservice ist auch schon unterwegs und passend zum Ambiente des Hotels, macht man das mit einem Pferdewagen.

Meine Motorradklamotten sind von gestern nicht ganz trocken geworden aber der Fahrtwind erledigt den Rest. Eigentlich wollte ich heute etwas gemütlich mit einen Stop nach Santiago fahren aber Matty hat morgen frei und so fahr ich direkt in die Hauptstadt Chiles.

Die moderne Technik kann manchmal wirklich sehr hilfreich sein. Über Whatapp hab ich ihm meinen Live Standort geschickt. Und mitten in Santiago steht er mit seiner Freundin Anita am Straßenrand und empfängt mich. Und das so herzlich.
Wir fahren noch ein Stück bis zu ihrem Haus und das steht in einem Condominio. Ja, so hab ich auch geguckt. Aber das ist einfach nur ein abgesperrtes Wohngelände. Durch zwei bewachte Schranken sind wir gefahren. Also sicher scheint das hier zu sein. Matty hat mir dann auch noch erzählt, an der Stelle als sie mich empfangen haben, sollte man nicht unbedingt alleine rumhängen. Oh, immer gut so etwas im Nachhinein zun erfahren. Bisher habe ich mich sehr sicher in Chile gefühlt und hier in Santiago eigentlich auch.

Im Haus werde ich auch gleich mal von zwei Hunden empfangen. Von einem sehr herzlich und der andere, nun ja, bei dem muss ich noch etwas Überzeugungsarbeit leisten.

Matty, Anita und Jorge sind super liebe Gastgeber.

Ich werde für ein paar Tage hier bleiben. Dann habe ich Zeit für einen Ölwechsel. Einen Satz gebrauchte Reifen habe ich aus Deutschland mit gebracht und habe sie im Hostal gebunkert. Aber da sich das Profil zu den Reifen, die montiert sind, nicht sonderlich unterscheidet, schenke ich Jorge meine Reifen. Er kann sie gebrauchen.
Matty hat mir einen Termin bei seinem Tättowierer klar gemacht. Hui, mein erstes Tattoo. Und ich weiss noch nicht ein mal was. Seit 20 Jahren überlege ich mir, was ich mir für ein Motiv stechen lasse. Aber ich habe ja noch ein paar Tage Zeit. Und wie es der Zufall will, hat Matty ein Tshirt mit „Negro Matapacos“ an. Ein schwarzer Hund mit rotem Halstuch, der das Symbol für die Proteste 2011 in Chile ist. Dazu die Chilenische Flagge und von den Mapuche das Meli Witran Mapu Symbol. Es ist quasi die Windrose der Mapuche. Puel ( Ost ), Pikun ( Nord ), Lafken ( West ) und Willi ( Süd ). Allerdings hat dieses Sympol eine viel tiefgründigere Bedeutung, welches ausführlich zu erklären, einen extra Blogeintrag verdient hätte. Jetzt habe ich auch lange genug davon erzählt… Tataaa, hier ist es:

Die Vorlage


Gleich geht es los….
Fabri bei der Arbeit…
Und fertig ist es.

Mein erstes Tattoo. Ich bin begeistert. Am liebsten würde ich gleich weiter machen. Verflixt, es stimmt, Tattoos machen süchtig. Und für mein „Revolutionsbein“ habe ich auch noch genug Motive. Und ich habe ja noch ein paar Länder vor mir. (so dachte ich zumindest)

Ich glaube, Fabri ist auch zufrieden. Cooler Typ.

Vielleicht liegt es ja an dem neuen Tattoo oder Chungunga (sie war bei unserer ersten Begegnung nicht sehr nett zu mir) hat eingesehen, dass ich kein Einbrecher bin. Oder vielleicht ist sie doch nur bestechlich.

Zu essen gab es Maistaschen „Humitas“.

Es gab nicht nur lecker Essen, interessante Unterhaltungen und Nachts ein bequemes Bett. Matty und Ana wollen mit mir eine kleine Ausfahrt nach San José de Maipo machen. Das liegt nicht weit von Santigo. Allerdings kamen wir nicht weit, da die Straßen gesperrt waren und nur Anwohner durch konnten, da durch die heftigen Regenfälle der letzten Tage viele Häuser einfach weg geschwämmt wurden.
Ana und Matty hatten für die Menschen, die alles verloren haben, Kleidung gesammelt. So wie viele andere auch im Umkreis. Nicht nur Gastfreundschaft können die Chilenen, sie helfen auch überall wo sie nur können. Das beeindruckt mich immer wieder. Da frage ich mich manchmal, welche Länder tatsächlich fortschrittlich sind. Allerdings haben die meisten hier in Chile noch ein sehr merkwürdiges Verständnis von Müllentsorgung.

Aber wieder zurück zur Gastfreundschaft. Ana, Matty und ich sind von Mattys Verwandtschaft eingeladen. Matty hat mir dann noch erzählt, sie haben das extra für mich gemacht. In diesen Momenten ärger ich mich schon etwas, dass mein Spanisch gerade mal für Bier bestellen reicht. Aber mit Englisch, Handzeichen und einem herzlichen Lächeln kommt man eigentlich überall weiter.

Auch wenn ich das meiste, also inhaltlich, nicht verstehe, so ist es trotzdem ein toller Nachmittag. Wir sitzen zu zwölft in einem winzigen Raum am Tisch aber das tut der Stimmung keinen Abbruch. Matty mit seinem Neffen zu beobachten, da geht einem das Herz noch mehr auf.

Das ist übrigens das Thsirt, das mir als Vorlage für mein Tatto gedient hat. Den Hund sieht man hier jetzt leider nicht.

Mit der Hauskatze zu kommunizieren fällt mir aber doch um einiges leichter.

Bevor wir uns verabschieden, bekomme ich noch tütenweise Nüsse und Samen in die Hand gedrückt. Hab ich schon mal die Herzlichkeit erwähnt, die hier immer allgegenwärtig ist?

Mattys ältere Neffe hat anscheinend schon seine Fähigkeiten gefunden. Man kann ja nie früh genug anfangen, seine Talente zu schulen.

Ob das schon das erste Toutorial auf Youtube gibt?

Für das Wochenende haben Matty und Jorge eine Überraschung für mich. Sie laden mich zu einem Endurokurs ein. Na, da mach ich doch glatt mit. Allerdings müssen wir dafür nördlich von Santiago, das heisst, durch ganz Santiago durch fahren. Aber zum Glück gibt es die Stadtautobahn und wir kommen ohne Stau gut durch. Bis Jorge, der vorraus fährt, am Straßenrand ein Motorrad stehen sieht. Wir halten also an und helfen dem armen Kerl, dem das Benzin ausgegangen ist. Natürlich habe ich gerade jetzt meine Benzinkanister nicht mit dabei. Aber Jorge braucht nur etwas um den benzinlosen Motorradfahrer abzuschleppen. Immerhin kann ich damit dienen und ich gebe ihm ein Gurtband. Wusst ich es doch, dass ich es irgendwan mal gebrauchen kann. Fix wurde das Motorrad an den „Haken“ genommen und weiter ging die Fahrt. Allerdings nicht sehr lange. Das Gurtband hat seinen Dienst quittiert aber zum Glück ist es nur auf gegangen und nach kurzem Nachjustieren konnten wir weiter fahren. Alles ziemlich abenteuerlich, so etwas auf der Autobahn. An der nächsten Tankstelle trennten sich unsere Wege wieder.
Jorge ist ein Mensch, der hilft wo er nur kann. Da denkt er auch nicht lange darüber nach. Es könnte gerne mehr Menschen wie ihn geben.

Wir hatten es auch nicht mehr weit zu unserer Base. Das Gelände ist der Knaller. Da kann man sich richtig austoben….

Wir waren die ersten, die da waren. Wir waren auch die einzigen, die hier im Zelt übernachten. Also erst mal Zelt aufgebaut und einen netten Abend am Feuer verbracht bevor wir morgen im Sand spielen.


Jorge Villegas, der Trainer, sagt mir noch, dass morgen Journalisten von der grössten Motorradzeitschrift Südamerikas vorbei kommen und die wollen dann auch ein Interview mit mir machen… Oh weh, ob das was wird……

Im Gelände ist es eigentlich schon fast obligatorisch das Mopped in den Dreck zu schmeissen. Deshalb ist das eine der ersten Übungen die wir machen. Wie stellt man sein 250 kg Motorrad alleine wieder auf die Räder? Zum Glück hat Jorge Villegas seine BMW als Opfer zur Verfügung gestellt.

Erst einmal Brainstorming mit Jorge.

Leider habe ich von diesem Tag nicht viele Bilder von mir. Ich muss mir wirklich mal angewöhnen meine gopro bei jeder Gelegenheit aufzustellen.

Eine andere wichtige Übung ist, das Motorrad im Gleichgewicht halten. Das heisst also um das Motorrad gehen und nur mit einem Finger im Gleichgewicht halten….

Bunter Haufen.

Ein paar Umfaller gab es auch. Aber alles nicht so wild. Matty hatte es etwas übler erwischt. Als er einen Hang runter fuhr, stürtzte er heftig. Hatte zufällig meine Kamera auf ihn gerichtet aber die Fotos stell ich mal lieber nicht ein. Aber er blieb heile. Quasi unkaputtbar.

Jorge, unser Trainer, hat seine Maschine mal so richtig im Griff und er vermittelt sein Wissen auch sehr gut weiter. Ich habe jedenfalls viel gelernt an diesem Wochenende.

Jetzt muss ich dann auch mal die Plätze tauschen. Von hinter der Kamera, vor die Kamera. Zum Glück waren die Bilder schnell im Kasten. Hinter dem Fotoknipsdings fühle ich mich wesentlich wohler. Aber das Ergebnis find ich gar nicht mal so schlecht.

Nach der Krabbelgruppe im flachen Sand, geht es jetzt etwas ins Gelände. Das macht irre Spass aber ich vermeide es volle Lotte zu fahren. Wenn ich mir hier die Guzzi schrotte, dann sieht es etwas mau aus mit Ersatzteilen. Aber macht trotzdem viel Spass.

Auf dem Hügel ist nur ein kurzes Plateau und unkontrolliert Gas geben, beim hoch fahren, kann schief gehen. Zuwenig Gas geben ebenso. Meine Guzzi wurschtelt sich da jedenfalls souverän durch.

Auf den nächsten Tag habe ich mich eigentlich schon gefreut aber mein Rücken sah das irgendwie anders. Hab mir mal wieder was eingeklemmt. Na dann mach ich heute halt nur Fotos. Aber ich schaue schon ein wenig wehleidig Jorge und den anderen hinterher….

Wobei ich diesen Hügel eher nicht hoch gefahren wäre. Einmal blöde gefallen und vorbei ist die Reise. Ich überlass das mal den Profis. Jorge fährt mit Jorge diesen Hügel rauf, da hätte ich alleine wohl schon meine Probleme.

Und Jorge ist den ganzen Tag hoch und runter gefahren. Unglaublich wie viel Energie in dem Mann steckt. Selbst als er sein Motorrad in den Dreck schmeisst, gibt er Jorge (Trainer) zu verstehen, dass er weiter fahren soll, er hebt es selber auf…. (schwärm)

Der Hügel ist ein großer Spielplatz für die Männer.
Edmund Hillary, Erstbesteiger des Mount Everest, sagte einmal:
Nicht der Berg ist es, den man bezwingt, sondern das eigene Ich.
Ok, das ist jetzt nicht ganz der Mount Everest aber eine alte Floskel sagt auch, dass es nicht auf die Größe ankommt.

Genug der Weißheiten. Ich lass jetzt einfach mal die Bilder sprechen.

Eine kleine Pause haben sich die Männer verdient.

Gonzalo ist auch einer von den Trainern und beherrscht seine Maschine auch sehr gut. Ein Teilnehmer hat sich im Gelände etwas, sagen wir mal, verkalkuliert und landete etwas unschön bergauf in einem Gebüsch. Gonzalo und noch zwei andere kamen ihm zu Hife und zerrsten das Motorrad aus dem Gebüsch. Gonzalo hat sich auf das Motorrad geschwungen und manövriert sich aus dieser misslichen Lage, ganz easy als ob er gerade ein BMX unter ihm hätte. Respekt.
Und für Albernheiten ist er auch zu haben.

Jorge hat Spass mit meiner Guzzi.

Aber er bevorzugt lieber seine BMW in den Dreck zu schmeissen.

Gegen Ende des Trainings, als einige schon weg waren, hat mir einer seine Crossmaschine in die Hand gedrückt und meint, ich soll mal damit fahren.. Ohhkeee, wollte ich schon immer mal machen, hatte aber nie irgendwie die Gelegenheit. Aber kaum sitze ich drauf und schon das erste Problem…. Wo macht man das gute Stück an… Super, kann es noch peinlicher werden. Ich hoffe nicht.
Gonzalo hat tatsächlich gefilmt, wie ich die kleine Maschine quäle. Finde den Film gerade nicht in meinen Massen von Bildern. Ich hoffe, ich hab ihn noch irgendwo.
Auf jeden Fall wollte ich gar nicht mehr absteigen, so viel Spass macht das.
Irgendwann komme ich noch mal hier her und dann fahre ich den kleinen Mount Everest hoch. Irgendwann.

Ne, das war ich nicht. Jorge Villegas zeigt wie es geht.

Ich kenne da jemand, der macht so etwas auch mit der Guzzi. Ob V85 oder Stelvio. Aber meiner tu ich das jetzt nicht wirklich an. Die hat noch einige Schufterei vor sich.

2 Antworten

  1. der Holm sagt:

    Wow! Ich hatte schon gar nocht mehr mit einer Fortsetzung gerechnet. Das ist ja eine ganz große Sache.
    Wie immrt hast Du tolle Bilder mit einer tollen Story vereint. Applaus! Applaus!! Applaus!!!

  2. stanislav bojan zupet sagt:

    Nice..

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